Spuren - Tanztheaterstück

 Spuren - Tanztheaterstück
"Halt da war noch etwas", sagte er zu ihr. "Irgendwie muss ich den Faden verloren haben." – "Das macht nichts", entgegnet sie. "Du kannst mir dass auch noch morgen, übermorgen oder in ein paar Jahren erzählen. Selbst...." Einen Moment hält sie inne, ihre Augen wandern in seine Richtung und dann nach oben. Dann nimmt sie einen tiefen Atemzug, "... selbst wenn es mich nicht mehr gibt." –"Du meinst wenn du schon tot bist?", fragt er erstaunt und etwas zweifelnd. "Du hast richtig gehört, selbst dann."

Gehen Gedanken auf Reisen, hinterlassen sie ihre Spuren. Aneinandergereiht und verbunden wie mit Fäden, ziehen sie sich quer durchs Leben. Wenn man möchte, führen sie uns auch zu alten Freunden zurück. Manchmal nur leicht verdeckt im Sand, manchmal tief vergraben. Manchmal finden sich zwei lose Enden, die wieder zusammengefügt werden müssen. Wie ein Netz kreuzen sich die Fäden mit anderen. Wird man sich am Ende des Fadens wiedersehen oder ist derjenige, den man sucht, schon weg, vielleicht fortgeflogen wie ein Engel? Manchmal ist alles doch nicht so endlos wie es zunächst scheint.
Fäden auszugraben und Spuren zu finden erfordert ganz unterschiedliche Bewegungen. Aneinandergereiht ergeben sich Muster, die zu Botschaften werden. Nicht wenige davon sind für die Ewigkeit bestimmt.
Jeder hinterlässt Spuren. Kleine Körnchen der Unsterblichkeit.
Gedanken die auf Reisen gehen, schwerelos umhergeistern.
Nur ihr Vergessen bedeutet Tod.


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